Finnische Ferien

23 Tage sind seit meinem letzten Beitrag vergangen und in dieser Zeit ist so viel passiert, dass das Einzige was ich versuchen kann ist, die Anzahl der Wörter in diesem Eintrag unter 1500 zu halten und euch einen groben, aber angemessenen Überblick über die vergangenen zwei Wochen zu verschaffen.
So könnt ihr hier lesen, wie man es schafft zehn oder mehr Möwen um sich rum fliegen zu haben und ihr erfahrt, was genau Matrosenmützen ähnliche Kappen mit der finnischen Schule zu tun haben.

Es begann am vierten Juni, einem recht kühlen, aber zum Glück nicht regnerischem Samstag. Die Abientlassung der Abiturienten meiner Schule. Eigentlich alle Schüler waren schick gekleidet und ich war das nahezu einzige Mädchen, das eine Hose trug…
Nachdem musiziert, gemeinsam gesungen und Reden gehalten wurden, kam es zu der Abitur Übergabe an die Abiturienten. An meiner Schule gab es über hundert, weshalb es sich ziemlich in die Länge gezogen hat. Vielen wurden Stipendien überreicht, im Höchstwert von 1000 Euro und einem Gesamtwert von vielleicht 5000 Euro. Jeder der in Finnland seinen Abschluss macht, bekommt eine weiß-schwarze Kappe, die man am ehesten mit Matrosenmützen vergleichen kann. Nachdem alle ihre Abiture bekommen haben, wurden einige Worte vom Direktor gesprochen und schließlich durften alle Abiturienten gleichzeitig ihre Mütze aufsetzen und waren somit offiziell mit der Schule fertig.
Anschließend sind wir in unsere Klassen gegangen und haben dort unsere Zeugnisse, besser gesagt Ausdrucke unserer Noten und ein Jahrbuch bekommen. Ich habe zusätzlich mein offizelles Kunst Diplom bekommen, von welchem ich noch nicht weiß, wieviel es mir in meinem späteren Leben bringen wird, aber auf welches ich dennoch ziemlich stolz bin.
Nach diesen letzten Stunden war mein letzter Tag in meiner finnischen Schule vorbei und der erste Schritt zum Ende war getan.

Aber Zeit darüber nachzudenken blieb mir gar nicht, denn in den kommenden zwei Wochen stand viel an. So habe ich mich am Montag mit einer sehr guten Austauschschülerfreundin getroffen und es ging nach Helsinki zur Geisterstadt. Nach gewissen Umwegen und der Hilfe unseres guten alten Freundes Google Maps haben wir den richtigen Weg gefunden und beim ersten zerfallenem Haus ersteinmal gepicknickt. Das Wetter war sehr, sehr schön an diesem Tag und so saßen wir dort, vor uns das Meer und hinter uns Wald mit einem zerfallenem Haus. Nach dem Essen sind wir zu den verschiedenen Häusern gegangen um Fotos zu machen. Die Atmosphäre kann man schwer beschreiben, aber wenn kein so schönes Wetter gewesen wäre, hätte es wohl doch etwas unheimlich werden können.

Nach diesem ziemlich anstrengendem, aber trotzdem sehr schönem Tag ging es für mich geschafft ins Bett, um am nächsten Tag wieder nach Helsinki zu fahren, wo ich mich mit einer weiteren Freundin getroffen habe. Ziel war es in den Zoo zu fahren um doch noch einen Elch zu sehen. Schlussendlich waren wir zwar da, aber wirklich unterhaltsam oder gar spannend war es nicht. Also sind wir relativ früh wieder zurück und sind noch gemeinsam, später mit zwei weiteren Freunden durch Helsinki gelaufen.
Schätzungweise die bedeutendsten Erkenntnisse dieses Tages waren:
Erstens: Nie etwas zu essen wenn viele Möwen in der Nähe sind, außer man legt Wert darauf, lauten, flügelschlagenden Besuch von schätzungsweise fünfzehn Möwen zu bekommen.
Zweitens: Wenn ihr eine große und schwere Kamera habt und sie mitnehmt um Fotos zu machen, schaut voher nach, dass die SD-Karte eingelegt ist, sonst steht ihr möglicherweise mit einer Kamera da, die man zwar wunderbar als Fernglas benutzen kann aber dessen eigentlicher Zweck nicht erfüllt werden kann.
Und drittens: Worüber auch immer ihr im Ausland redet und wo auch immer ihr dabei seid, ihr könnt euch nie sicher sein, dass man euch nicht versteht.

Das nächste große Ereignis was in dieser Woche anstand, war der Beginn meines achtzehnten Lebensjahres. Gleich um Mitternacht wurde mir von vielen der Leute, die mir in diesem Jahr sehr wichtig geworden sind gratuliert und alleine das hat mich schon so unglaublich glücklich gemacht, dass der Start in diesen Geburtstag einer der schönsten überhaupt war. Der Vormittag verging schließlich ohne große Ereignisse. Meine Eltern mussten arbeiten, aber zum Frühstück gab es dennoch Brötchen und Croissants und ich konnte das Geschenk meiner deutschen Eltern geöffnet.
Am Nachmittag waren dann alle Zuhause. Mein Lieblingsessen wurde gemacht und mir wurden die Geschenke meiner Gastfamilie überreicht, welche aus einem weiteren finnischem Backbuch, einem selbstgenähten Beutel, selbstgemalten Bildern und einer Karte bestanden. Nach dem Essen habe ich meinen Geburtstagskuchen bekommen und um ehrlich zu sein, war dieser das schönste Geschenk überhaupt. Brownieboden mit Käsekuchen und Himbeeren. Dazu wurde gesungen, auf Finnisch und Schwedisch, und schließlich durfte ich ihn anschneiden.An diesem Tag ist an sich nichts außergewöhliches oder besonderes geschehen, dennoch war es einer der schönsten Geburtstage die ich je hatte, möglicherweise weil es die kleinen Sachen sind die zählen.

Freitag schließlich war ich wieder in Helsinki und zwar um die Samira alias Dolores alias die Schweiz zu treffen. Sie war an diesem Tag auch die einzige Konstante. Anfangs war eine gute Freundin von uns dabei welche sich bald wieder verabschiedet hatte, später kam ein weiterer guter Freund dazu und als wir abends in einem Café saßen waren wir schließlich zu viert da, welches sich zum Schluss wieder bis auf meine Konstante geleert hatte.
Nun noch ein weiterer Tipp an euch: Falls ihr euch schon immer mal danach gesehnt habt eure Zeit in bequemen Bürostühlen zu verbringen, sucht euch die richtigen Freunde, geht in einen Technikmarkt und setzt euch rein. Dort kann man ohne Probleme mehr als eine halbe Stunde verbringen.

Die erste Woche war damit quasi vorbei und mit 900 Wörtern wurde euch hoffentlich ein guter Eindruck davon vermittelt und ihr konntet wichtige Tipps verinnerlichen.
Aber vorbei ist es damit noch nicht, denn am Sonntag kam die Feli und mit ihr gemeinsam und dem weiblichen Teil meiner Gastfamilie ging es an diesem Tag nach Stockholm.
Feli und ich sind früher losgefahren, da an diesem Tag der Helsinki Päivä war. Dementsprechend war überall was los und wir haben uns auf die Suche nach möglichst vielen Luftballons gemacht. Nachdem wir der Oper, wo kleine Ballettaufführungen zu sehen waren einen Besuch abgestattet hatten, ging es langsam zurück und schließlich zur Fähre die uns in sechzehn Stunden nach Stockholm bringen sollte. Nachdem diese abgelegt hatte und wir auf dem Deck standen, ist mir wieder mal aufgefallen, wie schön Finnland doch ist.

Nachdem wir das Schiff ein wenig erkundet hatten und zu Abend gegessen hatten, haben wir noch den Sonnenuntergang auf offener See betrachtet und sind schließlich ins Bett gegangen.
Am nächsten Morgen waren wir schließlich in Stockholm, Schweden. Das erste Abenteuer bestand darin, das U-Bahn Ticket zu kaufen, welches sich als alles andere als einfach erwies. Geschafft hatten wir es schließlich trotzdem und Felis und meine Stadttour konnte beginnen. Erst ging es nach Södermalm, ins Hipsterviertel Stockholms. Überrascht waren wir vor allem von den ganzen Treppen und kleinen, sehr schönen Gassen in Stockholm. Durch und durch anders als das, was man aud Helsinki gewohnt ist.
Nachdem wir in einer süßen, kleinen und guten Pizzeria Halt gemacht haben, ging es für uns in die Gamla Stan, die Altstadt Stockholms.
Viel zu früh mussten wir wieder zurück zur Fähre und unser Tag in Stockholm war vorbei. Aber Stockholm war definitiv eine Reise wert, nicht nur weil es die Hauptstadt Schwedens ist, sondern wegen der vielen kleinen Gassen, Eisläden und den Läden welche von außen viel kleiner aussehen als sie sind und in welchen man aus dem Staunen nicht mehr herauskommen kann.
Mit guten Gesprächen und einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Åland-Inseln ging dieser Tag zu Ende und die schöne Zeit wurde in Helsinki und Espoo fortgesetzt.

Am Donnerstag stand der Besuch der Fazerfabrik, organisiert von einer Freiwilligen von YFU, an. Fazer ist die Schokoladen- und Süßigkeitenfirma in Finnland schlechthin und die Schokolade ist, zugegebenermaßen, wirklich sehr gut.
Uns wurden einige Filme gezeigt und schließlich wurden wir durch die verschiedenen Abteilungen von Fazer produzierter Produkten geführt und durften in einer Probierecke so viel essen und probieren wie wir wollten. Schlussendlich hat jeder von uns einen Beutel mit den neusten Fazerprodukten mitgegeben bekommen.
Leider spielte das Wetter an diesem Tag kein bisschen mit, weswegen wir alle durchnässt in Helsinki ankamen und woraufhin Feli und ich beschlossen haben erst nach Hause zu fahren, uns trockene Sachen anzuziehen und schließlich zurück nach Helsinki zu kommen, um noch was mit den anderen Austauschschülern zu machen.
Der Tag wurde auf Grund des Wetters eigentlich nur drinnen verbracht, aber war dennoch sehr schön und die Art von Tag, die man täglich haben könnte.
Die Zeit bis Samstag verging leider viel zu schnell und früh morgens musste ich der Feli dann wieder, diesmal nur für kurze Zeit, Tschüss sagen.

Morgen beginnt unsere letzte Woche hier in Finnland und das Gefühl was wahrscheinlich jeder Austauschschüler momentan hat, kann man einfach nicht beschreiben. Es ist als müsste man sich teilen, da man beides haben will.
Da dies nicht möglich ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als die letzten acht Tage hier in Finnland in vollen Zügen zu genießen um schließlich mit zwei lachenden Augen auf das Jahr zurückblicken zu können.
Da dieses noch nicht mein letzter Eintrag aus Finnland sein wird und noch mindestens einer kommen wird, hiermit wieder:

Heippä ja nähdään!

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