Der Duft von Zimt, Orangen und frisch gebackenen Plätzchen erfüllt das gemütlich erleuchtete Haus. Überall sind kleine, warme Lichter zu sehen und wenn man aus dem Fenster schaut, sieht man noch mehr Lichterpunkte, sanft erleuchtete Fenster und leere Straßen. Nach und nach färben sich die grauen Straßen weiß und es wirkt als würden die kleinen Eiskristalle in der kalten Luft schweben. Weit entfernt hört man Glocken läuten und folgt man dem Klang, gelangt man in eine voll besetzte Kirche in der man Kinder, Eltern und Großeltern sehen kann. Die Nasen und Wangen noch rot von der Kälte, sieht man in allen Gesichtern ein Strahlen. Ein vorfreudiges, erstauntes und ehrliches Strahlen lässt sich in den unterschiedlichsten Gesichtern erkennen. Den Familien wird die Geschichte von der Geburt eines Jungen erzählt, der der Welt Frieden bringen sollte. Ein Junge der gerade erst in einem Stall geboren wurde und dessen Geburt bereits im Himmel und auf Erden in aller Munde ist.
Es ist der 24. Dezember und auf die Familien wartet der geschmückte Weihnachtsbaum unter welchem Geschenke liegen die darauf warten, ausgepackt zu werden.
Soviel zu meiner Vorstellung von Heiligabend. Weiße, besinnliche und frohe Weihnachten. Dass diese Vorstellung selten mit der Realität übereinstimmt ist mir bewusst.
Aber entsteht nicht aus diesen Idealvorstellungen Vorfreude? Eine immer wiederkehrende Vorfreude auf eine Zeit in welcher Weihnachtsmärkte eröffnet, Plätzchen gebacken und Häuser weihnachtlich geschmückt werden. Vorfreude auf das Gefühl von Behaglichkeit und die Freude aus dem Kalten ins Warme zu kommen.
In mir entsteht schon Anfang November ein kleiner Funke Vorfreude auf diese Zeit. Weshalb kann ich garnicht konkret sagen. Vielleicht weil die Weihnachtszeit und die damit verbundenen Ereignisse mir das Gefühl von Sicherheit geben. Jedes Jahr passiert das Gleiche. Es wird langsam kälter und man kann den eigenen Atem in der Luft sehen. Das eigene Zimmer und Haus werden dank der Wärme immer gemütlicher und die Dunkelheit lässt mich ruhig werden. Es ist eine Zeit in der ich mich darauf verlassen kann, dass nichts Überraschendes passiert, sondern alles so abläuft wie ich es kenne. Es ist diese Art der Sicherheit, die diese Zeit für mich besonders macht. Es gibt Jahr für Jahr das gleiche Essen, einen ähnlichen Tagesablauf und wahrscheinlich gehört für mich sogar auch dazu, dass ich mich immer erst auf den letzten Drücker um die Geschenke kümmere. Auch wenn ich mir jedes Mal aufs Neue vornehme, im nächsten Jahr wieder früher damit zu beginnen.
Selbst während meines Auslandsjahr war die Vorfreude und auch das Gefühl von Sicherheit da, auch wenn ich ja garnicht genau wusste wie Weihnachten in Finnland so abläuft. Aber das Gefühl der Geborgenheit und die Kälte und Dunkelheit waren für mich dort genauso greifbar wie hier. Es unterschied sich halt in Kleinigkeiten. Das Essen war ein Anderes, die Vorweihnachtstraditionen sind andere und auch die Bescherung lief definitiv anders und deutlich hektischer ab als ich es bislang kannte. Aber ich fühlte mich deswegen nicht weniger wohl. Es war etwas Anderes und dadurch konnte ich auch unsere eigenen Traditionen aus einem anderen Blickwinkel betrachten und kann jetzt bestimmte Dinge noch mehr schätzen als ich es vorher vielleicht konnte. So genieße ich die Ruhe, die abends bei uns eintritt umso mehr und nur der Gedanke daran reicht aus, dass ich diese innere Ruhe auch spüre.
Es heißt die Adventszeit sei eine besinnliche Zeit. Eine, in der man sich auf das besinnen kann, das einem wichtig ist. Eine Zeit in der man sich treiben lassen und zur Ruhe kommen kann. Eine Zeit die dennoch in vielen Fällen von Stress geprägt ist, aber in der man spätestens Heiligabend zur Ruhe kommen sollte. Man sollte aufhören nach Aufgaben für die nächsten Tage zu suchen, sondern loslassen und die gemeinsame Zeit mit der Familie genießen. Zeit mit Menschen, die für einen da sind und einen lieb haben, so wie man ist. Einfach nur weil es die Familie ist.
Für mich bedeutet Weihnachten auf Gewohntes vertrauen zu können, Freude teilen zu können, loslassen zu können und dankbar dafür zu sein, was ich habe. Mein Zuhause, all die Menschen in meinem Leben, meine Freunde und natürlich meine Familie. Danke!
Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.
Unbekannt
Ich wünsche frohe und besinnliche Weihnachten und vielleicht könnt ihr ja auch mal darüber nachdenken, was Weihnachten für euch bedeutet und woran ihr denkt. Ob an die Geschenke, mehr Essen als man je essen könnte, Weihnachtslieder, Schnee, Zeit mit der Familie oder vielleicht denkt ihr auch an das Gefühl was bei dem Gedanken an diese Zeit in euch wach wird. Lasst euch einfach mal darauf ein.
Alles Liebe wünscht euch
Kim