Kleine Gedanken

Der Duft von Zimt, Orangen und frisch gebackenen Plätzchen erfüllt das gemütlich erleuchtete Haus. Überall sind kleine, warme Lichter zu sehen und wenn man aus dem Fenster schaut, sieht man noch mehr Lichterpunkte, sanft erleuchtete Fenster und leere Straßen. Nach und nach färben sich die grauen Straßen weiß und es wirkt als würden die kleinen Eiskristalle in der kalten Luft schweben. Weit entfernt hört man Glocken läuten und folgt man dem Klang, gelangt man in eine voll besetzte Kirche in der man Kinder, Eltern und Großeltern sehen kann. Die Nasen und Wangen noch rot von der Kälte, sieht man in allen Gesichtern ein Strahlen. Ein vorfreudiges, erstauntes und ehrliches Strahlen lässt sich in den unterschiedlichsten Gesichtern erkennen. Den Familien wird die Geschichte von der Geburt eines Jungen erzählt, der der Welt Frieden bringen sollte. Ein Junge der gerade erst in einem Stall geboren wurde und dessen Geburt bereits im Himmel und auf Erden in aller Munde ist.
Es ist der 24. Dezember und auf die Familien wartet der geschmückte Weihnachtsbaum unter welchem Geschenke liegen die darauf warten, ausgepackt zu werden.

Soviel zu meiner Vorstellung von Heiligabend. Weiße, besinnliche und frohe Weihnachten. Dass diese Vorstellung selten mit der Realität übereinstimmt ist mir bewusst.

Aber entsteht nicht aus diesen Idealvorstellungen Vorfreude? Eine immer wiederkehrende Vorfreude auf eine Zeit in welcher Weihnachtsmärkte eröffnet, Plätzchen gebacken und Häuser weihnachtlich geschmückt werden. Vorfreude auf das Gefühl von Behaglichkeit und die Freude aus dem Kalten ins Warme zu kommen.

In mir entsteht schon Anfang November ein kleiner Funke Vorfreude auf diese Zeit. Weshalb kann ich garnicht konkret sagen. Vielleicht weil die Weihnachtszeit und die damit verbundenen Ereignisse mir das Gefühl von Sicherheit geben. Jedes Jahr passiert das Gleiche. Es wird langsam kälter und man kann den eigenen Atem in der Luft sehen. Das eigene Zimmer und Haus werden dank der Wärme immer gemütlicher und die Dunkelheit lässt mich ruhig werden. Es ist eine Zeit in der ich mich darauf verlassen kann, dass nichts Überraschendes passiert, sondern alles so abläuft wie ich es kenne. Es ist diese Art der Sicherheit, die diese Zeit für mich besonders macht. Es gibt Jahr für Jahr das gleiche Essen, einen ähnlichen Tagesablauf und wahrscheinlich gehört für mich sogar auch dazu, dass ich mich immer erst auf den letzten Drücker um die Geschenke kümmere. Auch wenn ich mir jedes Mal aufs Neue vornehme, im nächsten Jahr wieder früher damit zu beginnen.

Selbst während meines Auslandsjahr war die Vorfreude und auch das Gefühl von Sicherheit da, auch wenn ich ja garnicht genau wusste wie Weihnachten in Finnland so abläuft. Aber das Gefühl der Geborgenheit und die Kälte und Dunkelheit waren für mich dort genauso greifbar wie hier. Es unterschied sich halt in Kleinigkeiten. Das Essen war ein Anderes, die Vorweihnachtstraditionen sind andere und auch die Bescherung lief definitiv anders und deutlich hektischer ab als ich es bislang kannte. Aber ich fühlte mich deswegen nicht weniger wohl. Es war etwas Anderes und dadurch konnte ich auch unsere eigenen Traditionen aus einem anderen Blickwinkel betrachten und kann jetzt bestimmte Dinge noch mehr schätzen als ich es vorher vielleicht konnte. So genieße ich die Ruhe, die abends bei uns eintritt umso mehr und nur der Gedanke daran reicht aus, dass ich diese innere Ruhe auch spüre.

Es heißt die Adventszeit sei eine besinnliche Zeit. Eine, in der man sich auf das besinnen kann, das einem wichtig ist. Eine Zeit in der man sich treiben lassen und zur Ruhe kommen kann. Eine Zeit die dennoch in vielen Fällen von Stress geprägt ist, aber in der man spätestens Heiligabend zur Ruhe kommen sollte. Man sollte aufhören nach Aufgaben für die nächsten Tage zu suchen, sondern loslassen und die gemeinsame Zeit mit der Familie genießen. Zeit mit Menschen, die für einen da sind und einen lieb haben, so wie man ist. Einfach nur weil es die Familie ist.
Für mich bedeutet Weihnachten auf Gewohntes vertrauen zu können, Freude teilen zu können, loslassen zu können und dankbar dafür zu sein, was ich habe. Mein Zuhause, all die Menschen in meinem Leben, meine Freunde und natürlich meine Familie. Danke!

Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.

Unbekannt

Ich wünsche frohe und besinnliche Weihnachten und vielleicht könnt ihr ja auch mal darüber nachdenken, was Weihnachten für euch bedeutet und woran ihr denkt. Ob an die Geschenke, mehr Essen als man je essen könnte, Weihnachtslieder, Schnee, Zeit mit der Familie oder vielleicht denkt ihr auch an das Gefühl was bei dem Gedanken an diese Zeit in euch wach wird. Lasst euch einfach mal darauf ein.

Alles Liebe wünscht euch
Kim

Hello from the other side

Hello from the other side…
Wieso fange ich gerade mit diesem Satz wieder an? Kennen tut ihn jeder, der ab und zu Radio hört schätze ich.
Aber ich fange damit an, weil auch ich mich nach langer Zeit wieder zurück melde und zwar mit einem Blogeintrag der zum ersten Mal nicht in Finnland geschrieben wurde. Ich hatte in meinem letzten Eintrag angekündigt, dass ich vor habe, mich mindestens noch einmal zu melden nachdem ich zurück in Deutschland bin und dass ich diesen Blog eventuell weiterführen möchte.

Dazu komme ich jetzt. Wenn auch mit einiger Verspätung…
Aber manchmal braucht man diese Zeit um sich wieder einzuleben, anzupassen und ja, auch um Zeit zu finden. Das Leben geht weiter bis das Ende kommt und in der Zwischenzeit geschehen so viele Dinge, dass wir uns wahrscheinlich nicht mehr an alle erinnern können die uns mal zum Lachen oder auch zum Weinen gebracht haben.

Ich wusste nicht wirklich über was ich schreiben will als ich mich an den Computer gesetzt habe, aber dennoch habe ich den Drang verspürt etwas zu schreiben. Vielleicht einfach darüber wie es mir damit geht, wieder zurück zu sein. Wir werden sehen wo das endet.

Freunde kommen und gehen. Oder auch nicht?
Was ich in meinem Auslandsjahr gelernt habe ist, dass es Freunde gibt die immer da bleiben, die immer einen Platz in meinem Herzen haben werden. Und beim Finden dieser Freunde spielt die Zeit keine Rolle. Ob ich diese Freunde nun schon seit dem Kindergarten kenne oder gerade mal ein halbes Jahr. Ob sie aus der selben Stadt wie ich kommen oder ob sie 1232 Kilometer weit entfernt von mir wohnen. Das Herz unterscheidet nicht, denn das Wissen, dass diese Freunde mir unglaublich wichtig sind, bleibt.
Ich habe während dieses Jahres sehr viele neue und gute Freunde gefunden auf die ich nie gewartet habe. Und ich weiß, dass auch diese Menschen, die mir vor etwas mehr als einem Jahr noch vollkommen fremd waren, deren Gesichter ich in einer großen Menschenmasse nicht wahrgenommen hätte, einen Teil von mir ausmachen.

Es ist was Wahres an dem Spruch, dass Freunde wie Sterne sind. Man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da. Diesen habe ich auch vor meinem Jahr in Finnland verstanden aber nachvollziehen konnte ich ihn nicht. Ganz einfach, weil ich nie so von meinen Freunden getrennt war.

Jetzt weiß ich, es gibt Menschen die sind da für einen, auch wenn einen mehrere hundert Kilometer trennen und mit denen trotzdem alles beim Alten ist, wenn man sich wiedersieht. Man kann immernoch über die gleichen Dinge lachen und versteht sich.
Ich weiß, dass viele meiner Freunde in ganz Deutschland verstreut leben, dass eine von ihnen in der Schweiz lebt und Menschen die ich nie erwartet hatte zu finden, mich in Finnland als Freunde und ohne, dass sich groß etwas verändert hätte, Willkommen heißen werden. Ich weiß, dass ich Freunde in meiner direkten Umgebung habe, die mich seit Jahren kennen und sich trotzdem jeden Tag darüber freuen mich zu sehen.
Und ich weiß, dass ich neue Freunde finden werde und mir dadurch immer mehr Leute wichtig werden.

Eigentlich müsste das Herz ja irgendwann platzen wenn man so vielen Personen einen Platz darin gewährt. Aber vielleicht ist das Herz auch einfach wie der Raum der Wünsche aus Harry Potter, der sich den Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Person anpasst. Vielleicht hat es einfach eine unbegrenzte Anzahl an Plätzen frei für alle Menschen die einem wichtig sind und werden.

Ich habe mich lange gefragt inwiefern ich mich in Finnland geändert habe. Ob ich mich geändert habe. Und auch nach vier Monaten habe ich noch keine richtige Antwort darauf gefunden.
Aber ich merke, dass ich selbstbewusster geworden bin, dass ich mit mir im Reinen bin und dass ich ab jetzt wohl immer etwas Fernweh, insbesondere nach nordischen Ländern, in mir tragen werde.
Ich merke nach wie vor, wie dankbar ich für alle Menschen bin, die mir dieses Abenteuer ermöglicht haben und auch für alle, die in diesem Jahr und auch jetzt nach diesem Jahr in mein Leben getreten sind. Wie dankbar ich für jede kleine Sache bin, die mich zum Lächeln bringt und meinen Horizont etwas erweitern kann.

Etwas womit ich nie gerechnet hätte ist, wie emotional anfällig ich für schöne Dinge und Situationen geworden bin. Teilweise habe ich das Gefühl ich bin zu einem vor Emotionen überlaufenden Menschen geworden. Die kleinsten Dinge wie das Beobachten von glücklichen Menschen können mir die Tränen in die Augen treiben. Keine Tränen der Trauer, sondern ganz einfach Tränen der Freude. Ich weine wenn ich zu viel lache, ich weine wenn ich Glück sehe und ich kann mir nicht erklären woher das kommt, aber das Gefühl ist kein schlechtes.

Teilweise fühle ich mich als würde ich innerlich zerreißen wenn ich meine finnische Familie stark vermisse. Es ist seltsam zu wissen, dass sich meine Geschwister unglaublich geändert haben werden wenn ich sie wieder sehen werde, dass sie nicht mehr ganz so klein sein werden und es tut weh zu wissen dass ich ihren Entwicklungsprozess nicht mehr täglich miterleben kann. Ich vermisse meine Eltern und unsere Gespräche. Ich vermisse das Lachen meines Vaters und das gemeinsame Backen mit meiner Mutter und gleichzeitig bin ich froh meine gesamte deutsche Familie wieder zu haben und meine deutschen Freunde fast täglich sehen zu können. Ich genieße es neue Leute kennenzulernen und auf gewisse Art und Weise macht mir auch das Lernen in der Schule Spaß. Und dennoch freue ich mich so darauf endlich mit der Schule fertig zu sein und ein neues Kapitel in meinem Leben zu beginnen.

Ich weiß nicht, was mir die Zukunft bringen wird, aber ich weiß, dass ich mich auf sie freue. Vielleicht studiere ich in Finnland oder Schweden, vielleicht mache ich eine Weltreise, vielleicht geschieht aber auch etwas vollkommen Unerwartetes.
Ich lasse mich überraschen, denn vielleicht ist es genau das, was ich aus Finnland mitgenommen habe. Eine Neugierde auf das, was geschehen wird.

Ein kleiner Schritt in die Richtung wird sein zu sehen was aus diesem Blog hier wird. Ich weiß nicht wie regelmäßig ich schreiben werde, aber ich weiß, dass ich es gerne tue und das Wissen reicht aus um sagen zu können:
Auch mit diesem Blog wird es weitergehen!

Bleibt neugierig und seid ehrlich zu euch selbst!

Ich wünsche euch was,

Kim

 

Letzte Male

Der Countdown läuft. Mittlerweile sind wir schon unter die Fünftagesgrenze geschritten. Das heißt nur noch vier, eher drei Tage, und es geht zurück. Ich verlasse mein neu aufgebautes Leben, um in mein altes zurückzukehren.

Diese Woche besteht und bestand aus letzten Malen.
Heute habe ich zum letzten Mal meine Freunde gesehen. Freunde, die innerhalb von zehn Monaten zu einer weiteren Familie geworden sind. Es wurde zum letzten Mal gemeinsam gegessen, gemeinsam gelacht und gemeinsam Fotos gemacht. Zum letzten Mal habe ich sie gesehen und mit ihnen den komischen Mix aus Finnisch und Englisch gesprochen.
Ich habe zum letzten Mal Helsinki gesehen, die Skyline Helsinkis, das Treiben der Finnen in den Straßen ihrer Hauptstadt. Das letzte Mal habe ich Finnisch an jeder Straßenecke sprechen hören und bin diese zum letzten Mal langgegangen.
Zum letzten Mal bin ich in den Zug nach Helsinki gestiegen, habe die Kartenverkäufer durch den Zug kommen sehen und meine Zugfahrkarte zum letzten Mal verwendet. Das letzte Mal habe ich auf den weinrot und grauen Sitzen im Zug gesessen und das Piepen der Zugtüren beim sich Schließen gehört.
Elf Monate sind vergangen wie im Flug und alles was für einen zum Alltag gehörte, wird zum letzten Mal geschehen.
Heute habe ich zum letzten Mal das Haus gestaubsaugt und Brot hier gebacken.
Am Sonntag werde ich das letzte Mal meinen Geschwistern „Hyvää yöta“ sagen, sie zum Einschlafen durchkitzeln und mit ihnen Konversationen auf Finnisch führen. Ich werde das letzte Mal in meinem Bett hier schlafen, welches mich doch bei so vielen, schönen Träumen begleitet hat. Mein Zimmer wird leergeräumt sein und so aussehen als ob ich hier nie gelebt hätte. Alles was ich hier gelagert habe wird weg sein, ob in Koffern oder im Müll, dieses Leben wird nicht mehr so sein wie es war.
Ich werde nach meiner letzten Nacht das letzte Mal hier frühstücken, das letzte Mal den Käseschaber rausholen, den Toaster betätigen und mich dann erschrecken, wenn er mit einem lauten Klack wieder hoch geht. Ich werde das letzte Mal salzige Butter essen und meiner Familie beim Frühstück Gesellschaft leisten. Zum letzten Mal werde ich aufstehen und meinen Teller in die Küche bringen und ihn schließlich in die Geschirrspülmaschine räumen. Ich werde meinem Zimmer den letzten Schliff geben und mich zu einem Geist werden lassen. Und langsam aber sicher, werde ich mich darauf vorbereiten dieses Leben zu verlassen.
Zum letzten Malwerde ich mein Zimmer sehen, welches später wieder zu dem meines Gastbruders wird. Das letzte Mal die Küche, welche mich beim Kochen und Backen mit der Familie begleitet hat und so viele schöne Erinnerungen in mir hervorruft. Und zum letzten Mal werde ich das alltägliche Chaos im Haus sehen, welches herrscht wenn drei junge Kinder dort leben. Die Glasterasse wird zu einer Erinnerung und all die Herbst- und Frühlingstage die ich dort verbracht habe um die frühe, beziehungsweise späte Wärme zu genießen werden einzig und allein in meinen Gedanken weiterleben.
Zum letzen Mal werde ich die Treppe runtergehen, meinen Hausschlüssel ansehen und die Türe öffnen, welches Anfangs alles andere als gewohnt für einen war. Zum letzten Mal werde ich das Fahrrad sehen, welches mich bei Sonnenschein, Wind und Platzregen begleitet hat und schlussendlich werde ich zum letzten Mal ins Auto steigen.
Nach einer halbstündigen Autofahrt und dem letzten Mal hören des schwedischen Radiosenders den meine Gasteltern immer hören, wird das schwerste letzte Mal überhaupt bevor stehen.
Ich werde meiner Mutter zum letzten Mal Tschüss sagen. Jemandem, der mir vor elf Monaten noch total fremd war und der trotzdem geweint hat, als er mich zum ersten Mal gesehen hat. Jemandem der für mich sein Herz geöffnet hat, einer damals wildfremden Person und mittlerweile einer zweiten Tochter.
Ich werde mit meinem Vater zum letzten Mal einen Witz machen und zum letzten Mal den Schalk in seinen Augen aufblitzen sehen. Bei einem Menschen, der spontan die Idee ins Haus gebracht hat, einen Austauschschüler aufzunehmen und somit dieses Jahr so perfekt für mich hat werden lassen wie es war. Einem Menschen, mit dem ich über die schlechtesten Witze lachen konnte und der mich trotzdem immer verstanden hat und für mich da war.
Und schlussendlich werde ich zum letzten Mal meine Geschwister auf den Arm nehmen und sie umarmen. Drei kleine Menschen, die alle noch nicht ihr zehntes Lebensjahr abgeschlossen haben, aber die mein Leben mit so viel Glück und Freude erfüllt haben, dass man sich fragt, wie dieses ganze Leben in so kleine Personen hineinpasst. Zum letzten Mal werde ich diese drei kleinen Menschen, die für mich wie echte Geschwister geworden sind, an mich drücken. Personen, die mich nerven konnten wie es nur Geschwister können und die ich dennoch nie, nicht mehr mögen könnte.
Zum letzten Mal werde ich die Gesichter der Menschen sehen, die innerhalb von elf Monaten zu meiner zweiten Familie geworden sind und durch welche ich gelernt habe, was Dankbarkeit ist.

Elf Monate, eine Familie, ein Leben. Alles werde ich bald verlassen und es wird vorbei sein. Aber all die aufgezählten letzten Male und viele mehr, werden keine letzten Male für immer sein. Ich werde wiederkommen. Mein Leben hier wird nie mehr so sein wie es die letzten Monate war, aber ich verlasse es nicht komplett. Und immer bleiben werden die Erinnerungen. Erinnerungen welche mehr als Gold wert sind und die mein Leben immer lebenswert bleiben werden lassen.

Finnische Ferien

23 Tage sind seit meinem letzten Beitrag vergangen und in dieser Zeit ist so viel passiert, dass das Einzige was ich versuchen kann ist, die Anzahl der Wörter in diesem Eintrag unter 1500 zu halten und euch einen groben, aber angemessenen Überblick über die vergangenen zwei Wochen zu verschaffen.
So könnt ihr hier lesen, wie man es schafft zehn oder mehr Möwen um sich rum fliegen zu haben und ihr erfahrt, was genau Matrosenmützen ähnliche Kappen mit der finnischen Schule zu tun haben.

Es begann am vierten Juni, einem recht kühlen, aber zum Glück nicht regnerischem Samstag. Die Abientlassung der Abiturienten meiner Schule. Eigentlich alle Schüler waren schick gekleidet und ich war das nahezu einzige Mädchen, das eine Hose trug…
Nachdem musiziert, gemeinsam gesungen und Reden gehalten wurden, kam es zu der Abitur Übergabe an die Abiturienten. An meiner Schule gab es über hundert, weshalb es sich ziemlich in die Länge gezogen hat. Vielen wurden Stipendien überreicht, im Höchstwert von 1000 Euro und einem Gesamtwert von vielleicht 5000 Euro. Jeder der in Finnland seinen Abschluss macht, bekommt eine weiß-schwarze Kappe, die man am ehesten mit Matrosenmützen vergleichen kann. Nachdem alle ihre Abiture bekommen haben, wurden einige Worte vom Direktor gesprochen und schließlich durften alle Abiturienten gleichzeitig ihre Mütze aufsetzen und waren somit offiziell mit der Schule fertig.
Anschließend sind wir in unsere Klassen gegangen und haben dort unsere Zeugnisse, besser gesagt Ausdrucke unserer Noten und ein Jahrbuch bekommen. Ich habe zusätzlich mein offizelles Kunst Diplom bekommen, von welchem ich noch nicht weiß, wieviel es mir in meinem späteren Leben bringen wird, aber auf welches ich dennoch ziemlich stolz bin.
Nach diesen letzten Stunden war mein letzter Tag in meiner finnischen Schule vorbei und der erste Schritt zum Ende war getan.

Aber Zeit darüber nachzudenken blieb mir gar nicht, denn in den kommenden zwei Wochen stand viel an. So habe ich mich am Montag mit einer sehr guten Austauschschülerfreundin getroffen und es ging nach Helsinki zur Geisterstadt. Nach gewissen Umwegen und der Hilfe unseres guten alten Freundes Google Maps haben wir den richtigen Weg gefunden und beim ersten zerfallenem Haus ersteinmal gepicknickt. Das Wetter war sehr, sehr schön an diesem Tag und so saßen wir dort, vor uns das Meer und hinter uns Wald mit einem zerfallenem Haus. Nach dem Essen sind wir zu den verschiedenen Häusern gegangen um Fotos zu machen. Die Atmosphäre kann man schwer beschreiben, aber wenn kein so schönes Wetter gewesen wäre, hätte es wohl doch etwas unheimlich werden können.

Nach diesem ziemlich anstrengendem, aber trotzdem sehr schönem Tag ging es für mich geschafft ins Bett, um am nächsten Tag wieder nach Helsinki zu fahren, wo ich mich mit einer weiteren Freundin getroffen habe. Ziel war es in den Zoo zu fahren um doch noch einen Elch zu sehen. Schlussendlich waren wir zwar da, aber wirklich unterhaltsam oder gar spannend war es nicht. Also sind wir relativ früh wieder zurück und sind noch gemeinsam, später mit zwei weiteren Freunden durch Helsinki gelaufen.
Schätzungweise die bedeutendsten Erkenntnisse dieses Tages waren:
Erstens: Nie etwas zu essen wenn viele Möwen in der Nähe sind, außer man legt Wert darauf, lauten, flügelschlagenden Besuch von schätzungsweise fünfzehn Möwen zu bekommen.
Zweitens: Wenn ihr eine große und schwere Kamera habt und sie mitnehmt um Fotos zu machen, schaut voher nach, dass die SD-Karte eingelegt ist, sonst steht ihr möglicherweise mit einer Kamera da, die man zwar wunderbar als Fernglas benutzen kann aber dessen eigentlicher Zweck nicht erfüllt werden kann.
Und drittens: Worüber auch immer ihr im Ausland redet und wo auch immer ihr dabei seid, ihr könnt euch nie sicher sein, dass man euch nicht versteht.

Das nächste große Ereignis was in dieser Woche anstand, war der Beginn meines achtzehnten Lebensjahres. Gleich um Mitternacht wurde mir von vielen der Leute, die mir in diesem Jahr sehr wichtig geworden sind gratuliert und alleine das hat mich schon so unglaublich glücklich gemacht, dass der Start in diesen Geburtstag einer der schönsten überhaupt war. Der Vormittag verging schließlich ohne große Ereignisse. Meine Eltern mussten arbeiten, aber zum Frühstück gab es dennoch Brötchen und Croissants und ich konnte das Geschenk meiner deutschen Eltern geöffnet.
Am Nachmittag waren dann alle Zuhause. Mein Lieblingsessen wurde gemacht und mir wurden die Geschenke meiner Gastfamilie überreicht, welche aus einem weiteren finnischem Backbuch, einem selbstgenähten Beutel, selbstgemalten Bildern und einer Karte bestanden. Nach dem Essen habe ich meinen Geburtstagskuchen bekommen und um ehrlich zu sein, war dieser das schönste Geschenk überhaupt. Brownieboden mit Käsekuchen und Himbeeren. Dazu wurde gesungen, auf Finnisch und Schwedisch, und schließlich durfte ich ihn anschneiden.An diesem Tag ist an sich nichts außergewöhliches oder besonderes geschehen, dennoch war es einer der schönsten Geburtstage die ich je hatte, möglicherweise weil es die kleinen Sachen sind die zählen.

Freitag schließlich war ich wieder in Helsinki und zwar um die Samira alias Dolores alias die Schweiz zu treffen. Sie war an diesem Tag auch die einzige Konstante. Anfangs war eine gute Freundin von uns dabei welche sich bald wieder verabschiedet hatte, später kam ein weiterer guter Freund dazu und als wir abends in einem Café saßen waren wir schließlich zu viert da, welches sich zum Schluss wieder bis auf meine Konstante geleert hatte.
Nun noch ein weiterer Tipp an euch: Falls ihr euch schon immer mal danach gesehnt habt eure Zeit in bequemen Bürostühlen zu verbringen, sucht euch die richtigen Freunde, geht in einen Technikmarkt und setzt euch rein. Dort kann man ohne Probleme mehr als eine halbe Stunde verbringen.

Die erste Woche war damit quasi vorbei und mit 900 Wörtern wurde euch hoffentlich ein guter Eindruck davon vermittelt und ihr konntet wichtige Tipps verinnerlichen.
Aber vorbei ist es damit noch nicht, denn am Sonntag kam die Feli und mit ihr gemeinsam und dem weiblichen Teil meiner Gastfamilie ging es an diesem Tag nach Stockholm.
Feli und ich sind früher losgefahren, da an diesem Tag der Helsinki Päivä war. Dementsprechend war überall was los und wir haben uns auf die Suche nach möglichst vielen Luftballons gemacht. Nachdem wir der Oper, wo kleine Ballettaufführungen zu sehen waren einen Besuch abgestattet hatten, ging es langsam zurück und schließlich zur Fähre die uns in sechzehn Stunden nach Stockholm bringen sollte. Nachdem diese abgelegt hatte und wir auf dem Deck standen, ist mir wieder mal aufgefallen, wie schön Finnland doch ist.

Nachdem wir das Schiff ein wenig erkundet hatten und zu Abend gegessen hatten, haben wir noch den Sonnenuntergang auf offener See betrachtet und sind schließlich ins Bett gegangen.
Am nächsten Morgen waren wir schließlich in Stockholm, Schweden. Das erste Abenteuer bestand darin, das U-Bahn Ticket zu kaufen, welches sich als alles andere als einfach erwies. Geschafft hatten wir es schließlich trotzdem und Felis und meine Stadttour konnte beginnen. Erst ging es nach Södermalm, ins Hipsterviertel Stockholms. Überrascht waren wir vor allem von den ganzen Treppen und kleinen, sehr schönen Gassen in Stockholm. Durch und durch anders als das, was man aud Helsinki gewohnt ist.
Nachdem wir in einer süßen, kleinen und guten Pizzeria Halt gemacht haben, ging es für uns in die Gamla Stan, die Altstadt Stockholms.
Viel zu früh mussten wir wieder zurück zur Fähre und unser Tag in Stockholm war vorbei. Aber Stockholm war definitiv eine Reise wert, nicht nur weil es die Hauptstadt Schwedens ist, sondern wegen der vielen kleinen Gassen, Eisläden und den Läden welche von außen viel kleiner aussehen als sie sind und in welchen man aus dem Staunen nicht mehr herauskommen kann.
Mit guten Gesprächen und einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Åland-Inseln ging dieser Tag zu Ende und die schöne Zeit wurde in Helsinki und Espoo fortgesetzt.

Am Donnerstag stand der Besuch der Fazerfabrik, organisiert von einer Freiwilligen von YFU, an. Fazer ist die Schokoladen- und Süßigkeitenfirma in Finnland schlechthin und die Schokolade ist, zugegebenermaßen, wirklich sehr gut.
Uns wurden einige Filme gezeigt und schließlich wurden wir durch die verschiedenen Abteilungen von Fazer produzierter Produkten geführt und durften in einer Probierecke so viel essen und probieren wie wir wollten. Schlussendlich hat jeder von uns einen Beutel mit den neusten Fazerprodukten mitgegeben bekommen.
Leider spielte das Wetter an diesem Tag kein bisschen mit, weswegen wir alle durchnässt in Helsinki ankamen und woraufhin Feli und ich beschlossen haben erst nach Hause zu fahren, uns trockene Sachen anzuziehen und schließlich zurück nach Helsinki zu kommen, um noch was mit den anderen Austauschschülern zu machen.
Der Tag wurde auf Grund des Wetters eigentlich nur drinnen verbracht, aber war dennoch sehr schön und die Art von Tag, die man täglich haben könnte.
Die Zeit bis Samstag verging leider viel zu schnell und früh morgens musste ich der Feli dann wieder, diesmal nur für kurze Zeit, Tschüss sagen.

Morgen beginnt unsere letzte Woche hier in Finnland und das Gefühl was wahrscheinlich jeder Austauschschüler momentan hat, kann man einfach nicht beschreiben. Es ist als müsste man sich teilen, da man beides haben will.
Da dies nicht möglich ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als die letzten acht Tage hier in Finnland in vollen Zügen zu genießen um schließlich mit zwei lachenden Augen auf das Jahr zurückblicken zu können.
Da dieses noch nicht mein letzter Eintrag aus Finnland sein wird und noch mindestens einer kommen wird, hiermit wieder:

Heippä ja nähdään!

Was so passiert ist

Schon wieder sind zwei Wochen vergangen ohne, dass ich es so richtig mitbekommen habe. Aber an den Wochenenden stand auch viel, ausschließlich Schönes, an.

Am vorletztem Wochenende war ich in Kuopio den Nordlichtjungen, einen meiner, wie bereits schonmal erwähnt, besten deutsch-finnischen Freunde, besuchen. Am Freitag ging es los und angekommen wurde vor allem das Wetter genossen. Es wurde viel geredet, gelacht und insbesondere gegangen. Übers ganze Wochenende verteilt sind wir wahrscheinlich über 20km gegangen. Durch das Zentrum von Kuopio, Wohngebiete und von einem Stadtteil zum anderen. Ich könnte jetzt genau beschreiben was wir gemacht haben, was ich gesehen habe und so weiter, schlussendlich wird euch das aber auch nicht einen richtigen Eindruck vermitteln können befürchte ich. Dementsprechend mache ich dem Nordlichtjungen jetzt nach und schreibe ein Fazit über Kuopio.

Fazit: Kuopio ist meiner Meinung nach eine sehr schöne Stadt, umgeben von vielen Seen. Die Natur und Umgebung sehen so aus, wie man es von Finnland erwartet. Man kann nicht nur viele Seen und Birkenwälder finden, sondern können ganz findige Finnen (oder ähnliche) auch Vogelnester finden.
Alles in allem also, sollte es euch mal nach Finnland verschlagen, ist Kuopio auf jeden Fall einen Besuch, oder auch zwei, wert.

1.2

1.1

1.3

Nach meiner letzten normalen Schulwoche ging es am Freitag Abend los nach Helsinki um dort die Feli vom Bahnhof, an welchem sie meines Wissens nach um Viertel nach sieben ankommen sollte, abzuholen. Schlussendlich stand ich über eine halbe Stunde am Bahnhof und habe gewartet, da mir offensichtlich jemand die falschen Zeiten weitergegeben hat…
Aber das Warten hat sich gelohnt! Wir sind schließlich gemeinsam durchs abendliche und angenehm warme Helsinki gegangen, haben geredet, Fotos gemacht und uns anschließend in ein Café gesetzt um den Tag ausklingen zu lassen.

Am nächsten Tag stand dann das Ereignis an, welches der eigentliche Grund für Felis Besuch war. Das Endari, unser letztes von YFU organisiertes Pflichtseminar, bei welchem wir über den Abschied und unsere letzten Wochen in Finnland gesprochen haben.
Alles in allem nichts Weltbewegenes, aber dennoch war es schön, weil man mal wieder ein paar gute Freunde getroffen hat und Spaß mit ihnen haben konnte.
Im Anschluss ging es mit drei von diesen Freunden in die Stadt, wo wir etwas essen waren, weitere Fotos gemacht haben und vor allem das anhaltend, schöne Wetter genossen haben.
Viel zu schnell ging auch dieser Tag vorbei und schließlich hieß es wieder Abschied nehmen.

Zum Glück aber kein Abschied für lange, denn mindestens die Feli werde ich in zweieinhalb Wochen wiedersehen, wo nicht nur wir uns freuen können, sondern auch Stockholm, welchem wir gemeinsam mit meiner Gastmutter und Schwester einen Besuch abstatten werden.

Kommende Woche wird für mich die letzte im finnischen Lukio sein, welches ich wahrscheinlich noch nicht richtig realisiert haben…

Sieben Tage und wir haben Ferien,
dreizehn Tage und ich werde ein Jahr älter,fünfzehn Tage und wir fahren nach Stockholm
einunddreißig Tage und mein Jahr in Finnland ist vorbei.

Viel dazu sagen und schreiben kann man nicht mehr. Ich versuche jetzt jeden Moment, jedes Gefühl und alles was ich hier noch erlebe in mir aufzunehmen, um Finnland schließlich lachend zu verlassen mit dem Wissen,
ich habe jetzt eine zweite Familie,
ich habe Freunde fürs Leben gefunden,
ich habe eine der schwierigsten Sprachen der Welt gelernt
und ich habe etwas erlebt, das durch und durch und ohne jeden Zweifel
meins ist.

Wenn der Frühling kommt

Moi ihr da draußen! Wie ihr schon in der Überschrift lesen könnt, ist der Frühling mittlerweile endlich auch in Finnland angekommen. Nachdem in den nördlicheren Teilen Finnlands vor einem Monat noch Schnee lag und die Bäume bis vor einer Woche noch kahl waren, kann ich nun endlich sagen: Kevät tuli!

Das erste Maiwochenende wird hier in Finnland groß gefeiert. Der erste Mai, in Finnland Vappu genannt, ist hier der Tag des Frühlings, der Arbeiter und Studenten. Am Vapunaatto, dem Vorabend, sind alle Studentenstädte fest in den Händen der Studenten, so auch in Helsinki.
Um Punkt 18:00 Uhr wird die Statue Havis Amanda, im Zentrum Helsinkis, gewaschen und bekommt anschließend eine Studentenmütze aufgesetzt. Diese Mützen erinnern an Matrosenkappen und alle die ihr Abitur in der Tasche haben, setzen nach dieser Zeremonie ihre Mütze auf. Auf einmal wird es auf der überfüllten Esplanadi weiß…
Ich wollte mir dieses Spektakel ansehen gehen, aber da wir immer noch Gäste von der Geburtstagsfeier meiner Gastschwester da hatten, bin ich Zuhause geblieben.
Am nächsten Tag ging es jedoch früh los, um mit der Familien und Freunden der Familie im Kaivopuisto, dem Park in Helsinki wo der erst Mai gefeiert wird, picknicken zu gehen.
Um neun dort angekommen, begann ein Chor aus Studenten zu singen und überalle sah man große Heliumluftballons und Menschen mit verrückter Kleidung und weißen Matrosenmützen.
Ein Finne meinte mal: An Vappu werden die Finnen verrückt und sprechen mit Fremden und Austauschschülern, danach geht es wieder zurück zum Normalen, gesprochen mit Fremden oder flüchtig Bekannten wird nur im Notfall.
Und genau dass merkte man. Alle waren ausgelassen, fröhlich und haben gelacht, was nicht ausschließlich am Alkoholkonsum einiger Personen lag, sondern auch am außergewöhnlich guten Wetter will ich meinen.
Alles in allem eine sehr schöne finnische Tradition meiner Meinung nach und etwas, dass man als Austauschschüler auf jeden Fall erlebt haben sollte!

Als ob uns das Wetter was sagen wollte, blieb es weiterhin warm und sonnig so, dass man über eine Woche lang ohne richtige Jacke aus dem Haus gehen konnte. Perfektes Timing für das Himmelfahrtswochenende an welchem ich gleich dreimal in Helsinki war. Jedes Mal mit anderen deutschen Austauschschülern.
So war ich am Mittwoch mit einer sehr guten Freundin, die glücklicherweise auch in der Nähe Helsinkis wohnt, erfolgreich shoppen, verbunden mit viel Gesprächen und Vapiano.
Am Donnerstag habe ich mich mit vier weiteren guten Freunden, hiermit Grüße an Stella, Lea, Bella und Lilith, auf Suomenlinna, einer wunderschönen Insel vor Helsinki und habe dort mit ihnen Fotos gemacht. Wobei schlussendlich 900 verschiedene Gruppenbilder entstanden sind, frei nach dem Motto wenn einfach alles passt…
Davor waren wir bei Lidl, deutsches Essen für ein Picknick kaufen und jedes Mal wenn man hier zu Lidl geht, fühlt es sich an wie nach Hause kommen, auch wenn man nicht wirklich eine Verbindung zu Lidl aufgebaut hat. Jetzt könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie es ist wenn fünf deutsche Mädchen, die seit über neun Monaten nicht mehr in Deutschland waren zu Lidl gehen…
Nachmittags sind wir mit dem Boot wieder zurück nach Helsinki gefahren wo wir uns nach und nach aufgelöst haben. Ich bin noch ein paar Stunden mit Lilith und Bella durch die Stadt gelaufen um dann gegen neun Uhr abends, geschafft aber unglaublich glücklich Zuhause anzukommen.


Am nächsten Tag hieß es recht früh aufstehen um mich dann in Helsinki mit einem weiteren guten Freund zu treffen. Diesmal eigentlich nur so, ohne besondere Pläne und Ziele. Demnach sind wir einfach nur durch die Stadt gelaufen, haben geredet, gegessen und das schöne Wetter genossen. Am frühen Abend saßen wir mit zig anderen, Finnen und auch anderen Deutschen wie wir festgestellt haben, auf den Treppenstufen vorm Dom von Helsinki und den Tag quasi ausklingen lassen. Irgendwann stieß doch noch eine größere Gruppe von anderen, uns bekannten Austauschschülern dazu, mit denen wir uns etwas ausgetauscht haben und bald darauf ging es nach einem weiteren sehr schönen Tag zurück nach Hause.
Samstag und Sonntag war für mich dann Ruhe, Wetter genießen und ein bisschen Schularbeit angesagt und Montag begann schließlich die Schule wieder.

An diesem Wochenende konnte man dem Frühling wie ich ihn kenne beim kommen zusehen, innerhalb von wenigen Tagen sind die Knospen aufgeblüht und auf einmal war alles in einer wunderschönes, junges, frisches Grün getaucht. Selbst die Vögel wirkten aktiver, von den Finnen ganz zu schweigen. Auf einmal beginnen Mitschüler, die man theoretisch seit neun Monaten kennt, praktisch jedoch überhaupt nicht, mit einem zu sprechen und zu lachen und alles wirkt wie ausgewechselt.
Der Frühling kann schon große Zauber bewirken.
Am Dienstag habe ich mir nachdem ich aus der Schule kam meine Kamera genommen und bin aufgezogen um den finnischen Frühling in Bildern festzuhalten. Eine Entscheidung die mich unglaublich glücklich gemacht hat. Ich wäre immer weiter gegangen, da es an Ecke jeder Verzweigung etwas neues zu entdecken gab und man endlich wieder grün sah, neu erwachtes Leben in jedem  Detail. Das Gefühl durch die Natur zu gehen, den Sonnenschein im Gesicht und überall zu spüren, die Vögel zwitschern zu hören weil man die Musik mal Zuhause gelassen hat und überall Farben zu sehen, das nenne ich Glück. Ich glaube das kann man mit Worten nicht beschreiben, mit Bildern vielleicht etwas mehr, aber nie so wie es in der Realität ist und war…

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Nach diesen hoffentlich frühlingsverkörpernden Bildern verkünde ich noch kurz was die nächsten Wochen ansteht und sage schließlich wieder „Moikka und bis zum nächsten Mal“.

Morgen fahre ich nach Kuopio einen weiteren sehr guten Freund von mir besuchen und die Woche darauf kommt die liebe Feli hier her um das Endari in Helsinki zu besuchen. Das Ende kommt immer näher und die Zeit vergeht, aber um nicht wieder über die Zeit zu philosophieren,

Heippä ja nähdään!

Wenn die Zeit nicht hören will

Kennt ihr das, wenn die Zeit einfach macht was sie will und nicht auf die eigenen Wünsche Acht geben mag? Wenn man sich wünscht, dass sie endlich vergeht, kleckert sie im Schneckentempo dahin und wenn man jeden Moment genießen will und sich wünscht, dass es nie aufhört, dann vergeht sie wie im Traum.

Dieses Phänomen des psychologischen Zeitempfindens durfte ich letztes Wochenende wieder in vollen Zügen erleben. Und zwar in Form des Davonfliegens.
Ich habe meine beste Austauschsschüler-Freundin Feli, die im Osten Finnlands wohnt, besucht und die Zeit verging definitiv wie im Flug.

Am Freitag ging es um circa halb eins los, vom Commuter Train in den Intercity Train nach Joensuu. Nach etwas mehr als vier Stunden Zugfahrt, die ich hauptsächlich mit Musik hören und essen verbracht habe, kam ich an und konnte endlich die Feli wiedersehen.
Mit dem Bus ging es zu ihr nach Hause wo wir gleich am Abend begonnen haben einen unglaublich leckeren ‚Valkosuklainen Mustikkapiirakka‘ nach finnischem Rezept zu backen. Ich sag nur frische, selbstgemachte Blaubeermarmelade, Frischkäsecreme mit weißer Schokolade und knuspriger Boden…

Nachdem wir in der Sauna waren, haben wir den ersten Abend mit einem sehr schönen Film und viel reden ausklingen lassen um dann am nächsten Tag, besser gesagt am selben Tag, ansatzweise früh wieder aufzustehen.

Geweckt wurde ich von Feli und strahlendem Sonnenschein. Da hat sich wohl alles mit uns gefreut, denn angeküdigt war graues und schneereiches Wetter.
Nach dem Frühstück haben wir uns auf in den finnischen Wald gemacht, um das schöne Wetter zu genießen und Fotos zu machen. Beides kann man als erfolgreich gelungen bezeichnen, denn nachdem wir nach circa einer Dreiviertelstunde eine schöne und vor allem schnee- und matschfreie Stelle gefunden haben, haben wir uns beide auf Felis Jacke gelegt und die Sonnenstrahlen des finnischen Frühlings genossen.
Nach gefühlt einer Stunde begann dann das Fotos machen. Quasi wild drauf los…

Danach ging es über einen etwas anderen, aber ebenso matschigen Weg wieder zurück zu Feli um dort Mittag zu essen.
Vorher waren wir noch kurz bei Lena, einer anderen deutschen Austauschschülerin, um zu fragen, ob wir uns ein Fahrrad ausleihen dürfen, da wir am Abend zu einem See wollten um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Durften wir.
Bei Feli angekommen gab es erstmal noch kein Essen, aber wir haben uns ein Brot gemacht und das letze Stück Kuchen gegessen, um wenigstens etwas im Magen zu haben. Schließlich hat auch das schon ziemlich gesättigt und wir waren eigentlich ziemlich zufrieden mit unserem Leben. Wenig später gab es dann jedoch wieder etwas zu essen. Noch nichts herzhaftes, sondern selbstgemachte ‚Munkit‘ (Zuckerdonuts) zusammen mit einem typisch finnischen Maigetränk namens ‚Sima‘. Das hat an sich ganz gut geschmeckt, aber etwas an vergorene Apfelschorle erinnert, was wahrscheinlich an der im Getränk enthaltenen Hefe liegt.
Nach zwei Munkit und zwei Gläsern Sima waren Feli und ich so gut gesättigt, dass wir uns erstmal eine Weile nicht mehr bewegen konnten und in der Zeit Fotos angeguckt und viel geredet haben.
Nach zwei Stunden gab es jedoch schon wieder Essen. Diesmal Tortillas mit Hühnchen, Avocado, gebratenen Zwiebeln mit Paprika, Joghurt und anderem Gemüse. Glücklicherweise waren wir wieder ausreichend hungrig um ein paar zu essen. Geschmeckt hat es echt super, nur war danach definitiv kein Platz mehr im Magen frei.

Anschließend ging es mit dem Fahrrad sechs Kilometer zu einem See um dort den Sonnenuntergang bewundern zu können. Und wieder haben wir, während wir der Sonne beim Untergehen zugeguckt haben, festgestellt wie schön Finnland doch ist

Echt faszinierend was die Natur alles Schönes zu bieten hat! Und mit jedem mal wird die Zeit hier in Finnland mehr genossen. Wer kann schon von sich behaupten, mit einer seiner besten Freundinnen der Sonne beim Untergehen in einen noch halb eingefrorenen See zugesehen zu haben…?

Als die Sonne schon fast weg war wurde uns nach und nach kalt wurde, haben wir uns auf den sechs Kilometer langen Rückweg gemacht, um dann gleich auch noch das Fahrrad zurück bei Lena abzustellen.
Lenas Familie saß gerade beim Essen und  wir haben ihnen nochmal zugewunken, da kam Lena jedoch raus, um uns zu fragen ob wir nicht Lust hätten, noch mit Kuchen zu essen. Wir waren kurz davor nein zu sagen, da wir immer noch gut gesättigt waren, da fing sie jedoch an uns den Kuchen zu beschreiben…
An unserer Standhaftigkeit müssen wir wohl noch arbeiten, aber wer kann schon einer Erdbeertorte mit Keksboden und weißer Schokoladen- und Erdbeercreme wiederstehen…?
Geendet hat der ursprünglich kurz geplante Besuch damit, dass wir über zwei Stunden bei Lena waren, Kuchen gegessen und unglaublich viel gelacht haben. Man konnte mich wortwörtlich als glückstrunken bezeichnen.

Am nächsten Morgen wurde ich wieder von Feli geweckt, diesmal aber nur noch mit blauem Himmel, der dann auch schnell zugezogen ist. Nach dem Frühstück sind wir gemeinsam mit dem Bus nach Kontiolahti gefahren, wo Feli mir ihre Schule von außen gezeigt hat und wessen Kulisse wir dann auch gleich wieder zum Fotos machen genutzt haben.

Nachdem ich noch etwas Reiseproviant für den Rückweg gekauft habe, ging es schon zurück zu Feli. Mittagessen und direkt im Anschluss nochmal Kuchen. Diesmal eine Blaubeertarte mit Vanillesoße, gemacht von Felis Gastmutter und auch sehr gut!
Gegen drei hieß es dann leider wieder Abschied nehmen und es kam einem so vor, als wäre man doch gerade erst angekommen.

Die Zeit macht Sachen…

Am Montag fiel es mir erstmal wieder schwer zurück in den Alltag zu verfallen, einfach weil da irgendwo ein Loch war, das sich wieder regenerieren musste. Kennt ihr das? Die Gedanken hängen etwas hinterher und man schafft es nicht so richtig sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Und währenddessen vergeht die Zeit unaufhaltbar schnell weiter.
Man denkt sich, man hat noch drei letzte Monate in Finnland und guckt auf den Kalender und auf einmal sind es nurnoch zwei Monate.
Zwei Monate in denen noch so viel schönes ansteht, dass man garnicht weiß, ob man sich wünschen soll, dass die Zeit bis dahin schneller vergeht oder nicht, da das gleichzeitig den Abschied näher bringt.

Aber man sollte es genießen, denn es kann jederzeit und immer was Unerwartetes, nicht Schönes geschehen.
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, gab es in Ecuador ein Erdbeben, bei welchem fast sechshundert Menschen ums Leben gekommen sind. Darunter auch eine deutsche Austauschschülerin und ihre Gastfamilie. So etwas hört und liest man nie gerne, aber insbesondere nicht, wenn man selbst Austauschschüler ist, dann geht einem das einfach zu nah.
Also genießt das Beisammensein mit Menschen die ihr gerne habt und seid dankbar für das, was ihr erleben dürft!

In den nächsten Wochen steht hier die Frühlingsbeginnfeier „Vappu“ an, ein Trip nach Kuopio, ein weiterer Besuch von Feli in Zusammenhang mit der End Year Orientation und dann bald beginnen schon die Sommerferien und somit die letzten Wochen in Finnland. Wie die Überschrift schon sagt die Zeit macht was sie will…

Bis zum nächsten Eintrag sag ich aber erstmal wieder,

Heippä ja nähdään!

Übers finnische „Rakastan sinua“

Rakastan sinua, ich liebe dich auf Finnisch.
In diesem Eintrag will ich euch etwas über die Bedeutung dieses Satzes für die Finnen erzählen und weshalb es für sie etwas Besonderes ist, es zu sagen.
„Rakastan sinua“ zu sagen bedeutet für Finnen viel, und vor allem bedeutet es, dass die Gefühle echt und tief sind. Zumindest ist es so für die Finnen mit denen ich darüber gesprochen habe.
„Rakastan sinua“ sagt man nicht zu seinen Freunden oder seinen Geschwistern, und auch in einer Beziehung dauert es normalerweise etwas, bis sowas gesagt wird.
Mein Vater meinte mal, wenn ein Finne zu einer Finnin sagt, „Rakastan sinua“, dann steht die Hochzeit kurz bevor.
Ob man das jetzt so verallgemeinern kann, weiß ich nicht, aber was ich weiß ist, dass man es nicht mit dem englischen „I love you“ vergleichen kann. Da liegen Meilen dazwischen, im wortwörtlichen Sinne.

„I love you“ kann man zu jedem sagen, zu seinen Freunden, seinen Eltern, seinen Geschwistern und auch zu dem Unbekannten, der einem gerade einen riesen Gefallen getan hat. Gewissermaßen zu allen, denen man dankbar ist.
Ein einfaches Gespräch mit der besten Freundin und zum Abschied heißt es: „I love you!“. Und wie oft sieht man in amerikanischen Romanzen zwei Personen, welche schließlich mit den Worten „I love you“ zusammen kommen. Es wird so sein, dass sie sich lieben, und doch kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ein Finne und eine Finnin so nicht zusammen kommen würden.

Bodo Wartke singt in seinem Liebeslied den Text unteranderem auch auf Finnisch und hat lange darüber nachgedacht, weshalb die Finnen „Rakastan sinua“ nicht sagen. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass wenn sich ein Finne und eine Finnin in diesem dünn besiedelten Land finden, diese nicht lang quatschen würden.
Mag schon stimmen, über Gefühle wird hier nicht groß geredet, allgemein nicht, aber dass ist nicht der Grund weshalb es nicht gesagt wird.
Die Worte „Rakastan sinua“ haben hier einfach eine andere Bedeutung.

Ich glaube wir haben uns noch nie groß darüber Gedanken gemacht, was der Satz „Ich liebe dich“ für uns bedeutet. Ich weiß, dass ich es in einigen Situationen auch zu guten Freunden sagen könnte ohne, dass ich oder auch sie dem mehr Bedeutung beimessen würden. Aber immer dann, wenn man sowas sagt, beziehungsweise darüber nachdenkt es zu sagen, erhofft man sich automatisch die gleichen Worte von der anderen Person.
Aber wie sicher kann man sich dann über die Gefühle der anderen Person sein? Einfach weil es sein könnte, dass diese Person diesen Satz nur erwidert, um die Hoffnungen der anderen Person nicht zu enttäuschen.
Eine Frage auf die man nur eine Antwort finden kann, wenn man der anderen Person vertraut, und man weiß, dass diese Worte für diese Person etwas Besonderes sind.

Besonderheit, dass ist es was bei diesen Worten wichtig ist. Wo bleibt die Besonderheit, wenn man „Ich liebe dich“ zu allem und jedem sagt?
Es können nur dadurch solche Sätze entstehen wie „Ich liebe dich wie einen Freund“.
Nur durch das häufige Sagen dieser Wörter entstehen Missverständnisse und Unsicherheiten über den Wahrheitsgehalt dieser Worte. Muss man es also wirklich immer sagen? Reicht es nicht, einfach nur „Ich mag dich“ zu sagen?
Auch dieser Satz kann unglaublich viel bedeuten und wichtig für eine Person sein, vielleicht glaubt man einer Person diesen Satz sogar noch mehr weil er so einfach ist. Und auch ein ernst gemeintes „Ich mag dich“ kann Berge versetzen, glaubt mir. Ob von guten Freunden oder dem Freund, der Freundin gesagt, man glaubt es. Man glaubt es weil es einfach ist, weil es so unkompliziert klingt und natürlich weil man es glauben will, da es einen glücklich macht.
Wenn man sagt, „Ich liebe dich“, dann ist das noch etwas viel Tieferes. Man sollte es sagen, wenn man sich sicher ist, wenn man das Gefühl hat, ein einfaches „Ich mag dich“ oder „Ich habe dich lieb“  reicht nicht mehr aus, um der anderen Person seine Gefühle zu vermitteln. Man sollte es sagen, wenn man das Gefühl hat, man platzt, wenn man es nicht endlich los wird und man sollte im Nachhinein glücklich damit sein, es gesagt zu haben und nicht erwartungsvoll die andere Person anschauen, in der Hoffnung, dass diese Worte erwidert werden.

Und das ist, wie es die Finnen machen. Es gibt zig Umschreibungen für diese Worte, aber das eigentliche Sagen wird hinausgezögert. Vielleicht liegt das an der ruhigen und zurückhaltenden Natur der Finnen, aber ich denke, mit der Zurückhaltung in diesem Zusammenhang machen sie alles richtig.
Also denkt darüber nach. Vielleicht war das alles nichts Neues für euch, vielleicht habt ihr darüber auch einfach noch nie nachgedacht und es entweder schon oft gesagt oder auch noch nie, weil dieser Satz für euch persönlich schon so eine Bedeutung hat.
Aber ich finde es bewundernswert, wenn eine ganze Nation diesen Worten soviel Bedeutung beimessen kann.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wie ich auf dieses Thema gekommen bin und um ehrlich zu sein, weiß ich es selber nicht genau. Aber dadurch, dass ich mich sehr oft mit meinen Eltern und Freunden darüber unterhalten habe, habe ich begonnen, darüber nachzudenken.
Schlussendlich dachte ich mir, auch darüber kann ich mal schreiben. Einfach weil ich es loswerden wollte und dieser kleine Satz und seine Bedeutung für die Finnen, die ganze Natur dieser Nation beschreiben kann.

Bis demnächst,
Kim

Finnisches Ostern

Moi ihr da draußen!
Mittlerweile ist schon wieder fast eine Woche seit Ostern vergangen und die mir verbliebenen Tage hier in Finnland sind unter die hundert Tage, sogar schon unter die neunzig Tage Grenze gestiegen.
Aber in diesem Eintrag will ich nicht wieder übers Warten schreiben, sondern euch erzählen was über die Ostertage hier so geschehen ist.

Am Sonntag vor Ostersonntag, dem Palmsonntag, gibt es hier in Finnland eine besondere und wie ich finde auch sehr schöne Tradition.
Die Kinder gehen an diesem Tag nach draußen, verkleidet als Osterhexen und gehen mit bunt verzierten Weidenzweigen von Tür zu Tür. Dort wird von den Kindern gesagt: „Virvon, varvon, tuoreeks, terveeks, tulevaks vuodeks, vitsa sulle palkka mulle.“ Das heißt soviel wie „Ich hexe Frische und Gesundheit fürs kommende Jahr, die Weide für dich, eine Belohnung für mich“.
Dann wird einer der Weidenzweigen an den Bewohner gegeben und die Kinder bekommen dafür Süßigkeiten und gehen schließlich weiter.
Meine Geschwister waren auch unterwegs und ich wollte und sollte eigentlich mitkommen, jedoch war das am selben Tag an dem ich auch aus Lappland wiedergekommen bin und meine Eltern dachten sich wohl, es ist besser mich ausschlafen zu lassen.
Dennoch habe ich auch mitbekommen, wie einige uns einen Besuch abgestattet haben und uns Gesundheit und Frische gewünscht haben.


Ostersamstag wurde bei uns dann richtig Ostern gefeiert, also mit der Familie. Für mich etwas seltsam, Ostern schon am Samstag zu feiern, aber diese Art von Vorfeiern ist in meiner Familie nicht ganz ungewöhnlich…
Gegen Mittag kamen meine Gastgroßeltern mütterlicherseits und dazu kam auch noch die Familie der Schwester meiner Gastmutter.
Gemeinsam wurde viel und gut gegessen, jedoch wurden noch keine Ostereier gesucht.
Am nächsten Tag und für mich auch der richtige Ostertag, wurde gesucht. Jedoch auch über den Tag verteilt und bei weitem nicht so viel, wie man das aus Deutschland gewohnt ist.
Ich weiß, dass viele Gastfamilien garkeine Ostereier gesucht haben. Allgemein war Ostern hier ziemlich klein gehalten.
Nichtsdestotrotz war es ein schönes Ostern, nicht nur weil es viel zu essen gab, sondern auch weil man vier Tage in Folge mit der Familie zusammen sein konnte und dann auch die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen, die jetzt nach und nach immer häufiger kommen, genießen konnte.

Das war diesmal ein kurzer Blogeintrag, einfach um euch auf dem Laufenden zu halten.
Ich wünsche allen frohe Ostern nachträglich und hoffe ihr hattet alle ein schönes Fest, welches ihr zusammen mit der Familie verbringen konntet.
Für mich begann am Donnerstag die vorletzte Testwoche in meinem Leben. Heute habe ich Englisch geschrieben und die nächsten vier Tage habe ich frei, das Austauschschülerleben lässt grüßen!
Ich melde mich demnächst wieder und bis dahin wieder,
nähdään ja heippä!

PS: Ich habe die Seite „Finnland…“ um eine Unterseite erweitert. Den Text den ihr da lesen könnt habe ich für das Jahrbuch meiner Schule geschrieben und wollte ihn euch nicht vorenthalten.
Also einfach auf „Finnland..“ im Menü gehen und dann erscheint ein Untertitel mit dem Namen „Was ihr sonst noch wissen solltet“.
Wenn ihr Lust habt ein bisschen mehr über Finnland, meinen Eindruck und mehr zu lesen, schaut es euch an!

Auf in den Norden

Letzte Woche war es endlich soweit! Der YFU Lappland Trip stand an!
Das Warten auf das nächste große Ereignis war vorüber und ich konnte eine Woche Zusammensein mit meinen anderen Austauschschülerfreunden genießen.
Vorletzten Sonntag, spät abends, ging es los.
Erst mit dem Zug nach Helsinki, um dort die ersten anderen Austauschschüler und Teamer zu treffen und um viertel nach zwölf ging es mit dem Bus auf nach Lappland.
Auf unserem Weg in den Norden haben wir die anderen nach und nach eingesammelt.
An Tankstellen, mitten im nirgendwo, und größeren Städten wie Jyväskylä und Oulu.
Bevor wir die letzten in Oulu aufgesammelt haben, die gemeinerweise ausschlafen konnten, haben wir einen kurzen Stop zum Frühstücken gemacht.
Dieser fiel eher ruhig aus, da wir im Bus dann doch eher schlecht als recht schlafen konnten.
In Oulu angekommen kamen noch die liebe Feli und ein weiterer guter Freund mit etwas Verspätung dazu, nachdem sie nach einem angeblich pinken Bus gesucht hatten, der dann aber doch cremeweiß war…
Nach weiteren drei Stunden Autofahrt kamen wir dann am Polarkreis an und somit dem Ort, wo der einzig wahre Weihnachtsmann wohnt.
An sich war es dort ganz schön, aber für mich doch zu touristisch ausgerichtet, als dass man wirklich das Gefühl bekommen könnte, man besucht den richtigen Weihnachtsmann.
Nachdem wir ein Gruppenfoto mit dem Weihnachtsmann gemacht haben, hatten wir Freizeit und durften uns umsehen.

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Kleine Accessoires

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Entfernungen in alle Welt

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Tut mir leid, dass ihr hier kein Bild vom echten Weihnachtsmann zu sehen bekommt, aber die bekommt man leider nicht umsonst, schließlich muss auch der Weihnachtsmann in der heutigen konsumorientierten Welt, von etwas leben können.
Nach zwei Stunden Aufenthalt ging es weiter, weitere eineinhalb Stunden Richtung Norden. Davon habe ich eine zum Schlafen genutzt und die letzte halbe Stunde dann zum gemeinsamen Musik hören mit einem meiner besten deutsch-finnischen Freunde.

Angekommen wurden die Sachen ausgepackt und die Zimmer ausgesucht.
Ich war in einem Sechserzimmer, ab vom Mädchentrakt, zusammen mit vier weiteren Deutschen und einer Österreicherin.
Abends haben wir uns immer mit den Werwolffreunden, wozu meine besten deutsch-finnischen Freunde, die nette, teilweise sarkastische Schweiz und Luise aus Österreich, die den Preis „Best questions“ von den Teamern bekommen hat, gehören, in unserem Zimmer versammelt und haben bis zum wachschlafenden, teilweise ganz schlafenden Zustand Werwolf gespielt.
Tut mir leid für diesen unglaublichen Schachtelsatz, aber mir kam keine Alternative dazu in den Sinn…

Das Dienstagsprogramm bestand aus dem Besuch einer Rentier- und einer Huskyfarm.
Als erstes ging es zu den über hundert Bewohnern der Huskyfarm. Bevor wir diese besuchen und fotografieren konnten, wurde uns erklärt, wie man einen Huskyschlitten fährt, welches wir im Anschluss alle machen durften.
In Zweierteams ging es los und Feli habe ich an dieser Stelle das Lenken überlassen, damit ich selbst Fotos und Videos während der Fahrt machen konnte.

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Anschließend konnten wir uns das Gelände noch weiter ansehen. Die Welpen und alle anderen Hunde. Wir konnten Fotos machen und auch noch weitere Fragen stellen.
Danach ging es weiter zu den Rentieren.
Hier jetzt aber erstmal noch ein paar weitere Bilder von den Huskys und der Umgebung…

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Er wurde verhätschelt wie selten mal

Bei der Rentierfarm angekommen, wurden wir von zwei jungen Frauen begrüßt. Diese haben uns als erstes gezeigt, wie man Rentiere mit dem Lasso fangen kann. Das hat bei den einen besser geklappt, bei anderen weniger…
Ich zählte da wohl eher zu den letzteren, aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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Einer der missglückten Versuche

Danach durften wir zu den Rentieren ins Gehege und sie füttern. Das Highlight für viele, nach welchem einige auch beschlossen haben, später selbst eine Rentierfarm zu führen und zu besitzen.lapland2.0

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Danach stand Rentierschlitten fahren auf dem Programm. Wieder zwei Personen pro Schlitten und es ging los. Bei den ersten sind die Rentiere noch schnell gerannt und haben am Ende einen ordentlichen Endspurt hingelegt, aber irgendwann sind sie doch zum gemächlichen Trott übergegangen und sind langsam durch die lappländische Natur gelaufen.
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Danach sind wir alle in eine kleine Hütte gegangen, konnten dort Rentiersuppe essen und haben etwas über die Rentierzucht und samische Kultur erzählt bekommen.
Samen sind die Ureinwohner Lapplands und haben unter anderem auch ihre eigene Sprache, welche ihnen in Finnland eine Zeit lang verboten war zu sprechen.
Später hat uns die Farmherrin auch noch den typisch samischen Gesang präsentiert, welcher irgendwo sehr beruhigend klang, aber dennoch anders.

Nach dem ebenfalls typisch finnischen Essen zurück in unserer Herberge, begann wieder unser allabendliches Programm. Irgendwann sind wir dann alle müde ins Bett gefallen und haben geschlafen.

Die nächsten drei Tage war Skifahren angesagt, für mich das erste mal in meinem Leben…
Aber nach etwas Übung hatte ich den grundlegenden Dreh raus und mir wurde sogar gesagt, dass ich das für zwei Tage Ski fahren schon echt gut mache!
Am dritten Tag habe ich einigen meiner Freunde dann allerdings einen Schock eingejagt, indem ich die blaue Piste ungewollt Schuss runtergerast bin…
Aber dem Himmel sei Dank, vielleicht ja doch auch meinem Talent zu verdanken, ist mir nichts passiert und ich bin heile wieder unten angekommen. Gewissermaßen hat es sogar Spaß gemacht, wenn man dann den Schock überwunden hatte und die schnelle Abfahrt genießen konnte…
Nichtsdestotrotz, hat das Skifahren unglaublich Spaß gemacht und ich hätte gut und gerne noch eine Woche weiter machen können. Aber wie das im Leben nunmal ist, hat alles Schöne mal ein Ende.

Ein weiteres Highlight, wenn nicht sogar das Highlight überhaupt, waren die Nordlichter.
Wie sie langsam Form und Farbe annehmen und über den Himmel tanzen ist nahezu unbeschreiblich. Auch Bilder können das ganze nur ansatzweise beschreiben…
Am Donnerstag haben wir die Arctic Academy besucht, bei welcher uns der „Elf der Nordlichter“ alles über die Nordlichter erzählt hat, was man dazu wissen kann.
Unteranderem hat sie uns auch die verschiedenen Geschichten über die Entstehung der Nordlichter erzählt. Eine davon war, dass sie immer dann entstehen, wenn ein Fuchs mit seinem Schweif durch den Schnee fegt und somit den Schnee aufwirbelt, der dann in den Himmel steigt und dort als Nordlicht zu sehen ist.
Wir hatten fast jede Nacht die Gelegenheit dazu, die Nordlichter zu bewundern, ich persönlich habe dennoch keine Bilder von ihnen gemacht. Jedoch hat Petra, eine unserer Teamerinnen einige sehr schöne Nordlichtbilder machen können…

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Am Samstag ging es, nach einer viel zu kurzen, aber trotzdem wunderschönen Woche wieder zurück nach Hause.
Bevor wir die ersten abgesetzt haben, waren wir noch beim Schneeschloss in Kemi.
Das ist wirklich sowas wie ein Schloss, nur aus Eis und Schnee gebaut. Quasi ein Frozen Schloss in etwas kleineren Dimensionen…
Viele Eisskulpturen und in Schnee geschnitzte Bilder, viele Räume mit vielen Betten und kleinen Türen und um das abzurunden noch zwei Eisrutschen, an welchen nicht nur die kleinen Kinder Spaß hatten.

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Du wirst beobachtet…

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Sieht schon bequem aus…

Anschließend ging es über die gleichen Stops wie am Sonntag zurück in den Süden.
Nach und nach wurde der Bus auch von meinen Freunden verlassen und die fünfzehn Stunden Busfahrt vergingen viel zu schnell.
Um halb elf sind wir schließlich in Helsinki angekommen und das Tschüss sagen zu den überbliebenen Freunden stand an.

Montag ging es in der Schule normal weiter und es war seltsam zurück in den normalen Tagestrott zu verfallen. Es fühlte sich so an, als ob schon wieder Wochen seit dem Lapplandtrip vergangen sind und die Freunde wurden und werden dementsprechend vermisst…
Einige von ihnen werde ich wahrscheinlich erst wiedersehen, wenn es heißt Abschied nehmen von Finnland und zurückkehren ins alte Leben.
Zum Schluss: Es war eine wunderschöne Woche mit wundervollen Menschen und Momenten und es war etwas, dass man nicht mal eben so erlebt.
Also endet auch dieser Blogeintrag wieder mit einem Danke, diesmal an meine Werwolffreunde, die diese Woche zu so etwas Einzigartigen gemacht haben.
Ich habe euch lieb!

Jetzt steht Ostern vor der Tür und somit werde ich euch demnächst auch noch vom finnischen Ostern berichten.
Aber bis dahin wieder:
Nähdään und heippä!